Brussels International Map Collectors' Circle


From our Press Review

Brüssel-Rundschau - 22 November 2002 - Page 17

Mare Nostrum - das Mittelmeer auf alten Landkarten

"Historiae oculus geographia" - 'Geographie ist das Auge der Geschichte', sagte Abraham Ortelius (1527-1598), der Antwerpener Humanist, Kunstsammler und Kartograph, dessen 1570 erschienenes Werk "Theatrum Orbis Terrarum" ('Schauplatz der Welt') als der erste moderne Atlas bezeichnet wird. Auf 53 Kartenseiten im Folio-Format finden wir eine Beschreibung aller damals bekannten Länder in vier der fünf Kontinente, da Australien nur andeutungsweise dargestellt werden konnte.

Sein leitspruch, der sich vor über 400 Jahren auf die ehedem schon "alten" Portulane der mittelalterlichen Seefahrer und die erstmals 1477 gedruckten Karten der Ptolemäus-Tradition bezog, ist auch heute noch gültig: Kein anderes Medium kann wohl Geschichte so eindringlich vermitteln wie die Land- und Seekarten früherer Jahrhunderte.

Jede einzelne Phase der Erforschung unseres Globus, die Entschleierung sagenumworbener Königreiche ferner Kontinente, jede hartumkämpfte Besitznahme überseeischer Gebiete durch die europäischen Mächte, dann auch die schrittweise, konsequente Berichtigung von vormals nur erahnten Flußläufen, Gebirgszügen, verstreuten Inselgruppen - all dies kann auf alten landkarten fast lückenlos verfolgt werden, wobei ganz erstaunliche Sprünge von Entdecker-Wahrheiten zutage kommen.

Mit zunehmender Entwicklung weltumspannender Verkehrswege ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es notwendig, landkarten in immer engerer Folge zu erneuem, bis sie, unter Zurücklassung allen dekorativen Beiwerks, die ganz nüchterne, funktionelle Form bekamen, mit der wir seit langem vertraut sind.

Gerade dieses Beiwerk aber ist es, mit seinen Meeresungeheuern, den Seegefechten, den Drachen, Fabeltieren und exotischen Menschenrassen ferner Welten, welches alte Karten so faszinierend und auch zum multidisziplinären Studienobjekt macht. Und mit geschwungenen Widmungen für ihre gnädigen Landesfürsten drückten die Kartographen in künstferischen Kartuschen der Geschichte ihren Stempel auf.

Der seit vier Jahren bestehende "Brussels International Map Collectors' Circle BIMCC" hat sich zur Aufgabe gemacht, die Kartographie vergangener Zeiten einer breiteren Offenflichkeit zugänglich zu machen. Regelmässig veranstaltet er Studientage, Vorträge und Ausflüge unter Leitung führender Historiker und Spezialisten, um seinen über 100 Mifgliedern einen fundierten Einstieg in die Geschichte der Kartographie zu vermitteln.

Mit seiner Veranstaltung am 14.12. widmet sich dieser Kreis der Kartensammler der geschichtlichen Kartographie eines für uns alle vertrauten, historisch ungemein wichtigen Gebietes zu: dem Mittelmeer.

Das Mare Nostrum, wie die Römer es nannten, ist die jahrtausendalte Wiege unserer abendländischen Kulturen, und ist zum Ziel Von Millionen von Urlaubem aus ganz Europa geworden, die oft wenig mehr als die Strände und die dort hineinimportierten Konsumtempel und Touristenfallen kennen. Dabei hat kaum eine Region so sehr unsere gemeinsame Entwicklung bestimmt wie der Mittelmeerraum. Mit Malta und Zypern wird er demnächst auch dem EU-Europa angeschlossen sein.

Wulf Bodenstein

3. Internationale Konferenz des BIMCC: Mare Nostrum - Maps of the Mediterranean, Collège Saint Michel, 24 Bld. St-Michel. 1040 Brüssel, 14.12., 9-15.30h; fünf Lichtbildervorträge auf Englisch. Info + Anmeldung: [...]